Mein Leben mit 2Beinchen Kater Nolan

Von Ursula Grob

 

Seit 07.11.2016 lebt ein ganz wunderbarer Kater bei mir. Sein Name ist Nolan, er hat nur seine beiden Vorderbeinchen.

 

Gefunden wurde Nolan in den Straßen von Moskau mit blank herausstehenden Knochen an den Hinterpfoten. Ein Teil war schon abgefallen. Er musste sich schon länger herumgeschleppt haben, zumal kein Fell, keine Haut, eigentlich auch nicht mehr wirklich Fleisch vorhanden war. Eine liebe Freundin und Tierschützerin in Moskau nahm sich seiner an. Durch einen Tierschutzverein in Wien wurden Spenden gesammelt, um Nolan zu helfen. Er verbrachte mehrere Monate in der Tierklinik, bevor er zu mir kam.

 

Tja, und das war auch abenteuerlich, zumal er schon eine Pflegestelle hatte, diese allerdings einen Tag vor seiner Ankunft abgesagt hat. So kam es, dass ich vom Tierschutzverein angerufen wurde und gefragt wurde, ob ich ihn nehmen würde.

 

Natürlich sagte ich zu, allerdings mit rasenden Herzklopfen, wusste ich doch nicht, was er alles braucht. Wie gut wird er sich tatsächlich bewegen können, wie wird es mit meinen zwei anderen Burschen sein? Noch am selben Abend stellte ich Aufstiegshilfen für Bett und Bank zurecht. Diese Nacht war vor lauter Aufregung äußerst kurz für mich.

 

Am nächsten Tag ging es zum Flughafen und nach längerer Wartezeit (Schneesturm in Moskau und daher verspäteter Abflug), konnte ich Nolan das erste Mal in meine Arme schließen und wusste sofort: DU bleibst!

Die ersten Tage und Wochen waren sehr aufregend für uns beide. Er versteckte sich hauptsächlich im Transporter, fauchte alles an, mich seine beiden Katzenkumpel, einfach jeden. Allerdings wusste ich, dass dieser kleine Schelm sich heimlich in der Nacht auf Entdeckungsreise machte. Aber wehe er sah mich, da flüchtete er sofort wieder in den Transporter, die einzige Stelle, wo er sich sicher fühlte.

 

Mit der Zeit wurde Nolan immer mutiger, er traute sich langsam in den Wohnraum, wenn ich anwesend war. Noch suchte er sich eine Stelle weit weg von mir und beobachtete mich. Irgendwann muss es ihm wohl zu doof geworden sein. Sah er doch jeden Tag, wie die anderen beiden Abends mit mir kuschelten. So geschah es nach zirka 6 Monaten, dass er plötzlich über den Sitzpolster – welcher zwischen Bank und Kasten eingeklemmt ist, damit dieser nicht kippt auf die Bank kam. Zwar noch am anderen Ende, aber immerhin.

Ich merkte, dass er sehnsüchtig zur Fensterbank sah und so besorgte ich noch eine Katzentreppe, welche nun auf der Bank steht und direkt zum Fensterbrett führt. Bereits nach zwei Wochen kletterte er das erste mal über diese aufs Fensterbrett. Mittlerweile ist dies eines seiner Lieblingsplätze.

 

Heute ist es für ihn selbstverständlich, dass er auf die Bank klettert und auf meine Schoß um sich seine Streicheleinheiten abzuholen.

 

Nolan überrascht einen immer wieder. So schafft er es auch auf den deckenhohen Kratzbaum. Er zieht sich mit einen Vorderpfötchen an den Stämmen bis zur nächsten Plattform hoch.

 

Nolan ist für mich ein ganz normaler Kater, halt nur mit zwei Beinchen. Die extra flache Katzentoilette benutzt er als einziger nicht. Er klettert lieber in die anderen hinein. Nolan hat keine Probleme mit den Ausscheidungen. Ja, manchmal bleibt was hängen und er trägt ein wenig was durch die Gegend.

 

Da er sich allerdings nicht überall putzen kann, muss ich ihn regelmässig kämmen, was ihn allerdings nicht sonderlich gefällt. Er hat dadurch leider auch Schuppen und bekommt als Unterstützung Lachsöl über sein Futter. Um ihn möglichst lange ein beschwerdefreies Katzenleben zu ermöglichen, geht’s auch alle drei Monate zu einem Chiropraktiker und es ist jedesmal offensichtlich, dass er die Behandlung genießt.

In Norbi (Norbert) hat er einen tollen Freund gefunden. Die beiden kuscheln mit Vorliebe miteinander, raufen und spielen auch nachlaufen. Ja, Nolan kann „laufen“, schaut dann ähnlich dem Gehopse eines Hasen ähnlich, da er sich dabei mit einem Popscherl abstößt.

Als ich Nolan damals auf Facebook kennen gelernt habe, hat sich mir nie die Frage gestellt, ob es nicht besser wäre ihn einzuschläfern, es waren einige dafür. Wenn ich ihn heute sehe, wie zufrieden er ist, wie aufgeweckt, welchen Appetit er hat, die Liebe und Dankbarkeit welche er mir entgegenbringt, so weiß ich: Es war eine der besten Entscheidungen ihn zu mir zu holen!

 

Damit Nolan leichter in mein Bett kommt, habe ich extra einen Stufenkratzbaum vor dieses gestellt. Allerdings verschmäht er diesen und zieht sich lieber mit seinen Vorderbeinchen über die Bettkante hoch, indem er sich in der Matratze festkrallt. Im Wohnzimmer habe ich ihm zwischen einer Kommode und der Sitzbank ein Sitzpolster eingeklemmt.

 

Zusätzlich steht im Gästezimmer vor dem Fenster ein niedriger Kratzbaum, welcher eine schräge Kratzfläche hat. Über diese zieht er sich bis zur Sitzfläche und klettert dann weiter aufs Fensterbrett, welches ich mit einem fixen Polster versehen habe, genau so wie im Wohnzimmer. Nolan hat derart viel Kraft in seinen Vorderbeinchen, dass er sich auch auf einem Kratzbaum bis in zwei Meter Höhe raufziehen kann.

 

Wenn er langsam geht, hebt er sein Hinterteil hoch, wenn er seinen besten Freund Norbi nachläuft, so schaut das ein wenig so aus, als wenn ein Hase hoppeln würde. Nachdem er keine Verletzungen am Rückgrat hat, ist er nicht inkontinent und kann sein Geschäft im Katzenklo verrichten. So ca. alle zwei bis drei Monate gehe ich mit ihm zum Chiropraktiker, da er natürlich aufgrund seiner Fehlhaltung Verspannungen hat und ab und zu auch ein Wirbel verschoben ist. Zusätzlich erhält er seit kurzen auch Bachblüten, welche ich selbst zusammengestellt habe, nachdem ich ein Seminar bezüglich Bachblüten für Katzen absolviert habe.

 

Nolan hat sich in den 1,5 Jahren von einem verängstigten und fauchenden Kater zu einen richtigen Schmuser entwickelt. Mittlerweile klettert er wie selbstverständlich abends auf meine Schoß und verbringt dann zumindest 2 Stunden schlafend auf mir.

 


Ich bin Ursula, 48 Jahre, und lebe in Wien. Meine Kinder sind bereits ausgezogen und nun lebe ich mit vier Katzen. Vor 3,5 Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich einmal vier Katzen haben werde. Nachdem mein erster Kater einzog und ich wusste, er kann nicht alleine bleiben, habe ich mir über einen Verein einen zweiten Kater genommen und war auch mehrmals als Pflegestelle für diesen Verein tätig. Zu Nolan, mein 2Beinchen, kam ich von einen Tag auf den anderen. Meine kleine Diva war nach einen halben Jahr dann noch die Draufgabe, da sie damals auf dem Foto wie Nolan ausgeschaut hat. In Wirklichkeit haben die beiden absolut keine Ähnlichkeit. Nach wie vor engagiere ich mich für verschiedene Tierschutzvereine, vor Allem für herrenlose und ausgesetzte Katzen. Im November 2017 habe ich die Katzencoachausbildung in Wien abgeschlossen und versuche im Moment, mir noch mehr Wissen anzueignen, um demnächst verzweifelten Katzenbesitzern zu helfen. Allerdings sind da in Österreich zuvor noch einige Hürden zu nehmen.

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