10 Jahre Felis felix - ein Rückblick mit Aussichten

Im Sommer des Jahres 2008 habe ich die Prüfung zur Tierpsychologin, Fachrichtung Katze, bei der Akademie für Tiernaturheilkunde (ATN) bestanden. So unglaublich viel ist seitdem passiert!

 

Ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich anfangs selbst lachen musste, wenn ich jemandem davon erzählt habe, dass ich jetzt Katzenpsychologin bin. Viele haben das tatsächlich für einen Scherz gehalten – was übrigens auch heute noch passiert. Auch Katzeneltern, die Freunden oder Verwandten erzählen, dass sie eine Katzenpsychologin gebucht haben, registrieren hochgezogene Augenbrauen und skeptische Anmerkungen. Ganz ehrlich – was soll denn das bitte bringen?

 

Insgeheim habe ich mich das damals auch gefragt, und voller Angst fuhr ich zu meinem allerersten Beratungsfall: Zwei junge Bengalen, die ihrer Katzenmama, die alleinerziehend war, das Leben schwer machten. Sie balgten sich, kletterten der armen Frau an den Beinen hoch, pinkelten ins Babybettchen und stahlen dem Baby den Schnuller aus dem Mund! Ich malte mir im Geiste schon aus, wie ich in der Wohnung stehe und überhaupt nicht weiß, was ich dazu sagen soll. Geschweige denn, was ich in diesem Fall raten soll!

 

Zum Glück sah die Realität dann ganz anders aus. Die Situation war zwar tatsächlich so dramatisch wie geschildert, aber die Gründe für das Problemverhalten lagen recht schnell auf der Hand und ich fand auf Anhieb viele kleine Dinge, die verbessert werden konnten. Und war wider Erwarten auch in der Lage, meine Einschätzung der Lage sowie die zu ergreifenden Maßnahmen in ganzen Sätzen zu äußern. Und es gelang uns im Laufe der nächsten Wochen tatsächlich, die Energien der beiden Jungkatzen in akzeptable Bahnen und zu lenken. Unsauberkeit und die Verwechslung von Kratzbaum und menschlichen Beinen waren schon bald kein Thema mehr. Nur die Sache mit dem Schnuller wollten sie einfach nicht lassen. Das löste die junge Mama aber dann einfach, indem sie ihrem Kind den Schnuller abgewöhnte, was sie ohnehin vorgehabt hatte.

 

Manchmal sind die Dinge einfacher als man ahnt…

 

Der erste Versuch eines Logos – Bleistiftzeichnung von Tatjana Mennig

 

Die ersten Jahre von Felis felix waren auftragstechnisch sehr ruhig. 2008 wusste kaum jemand, dass es uns gibt, während ich selbst keine Ahnung von Marketing hatte und außer dem Betrieb meiner Homepage nichts unternahm, um Felis felix bekannter zu machen.

 

2012 kauften wir dann mein Traumauto, einen Suzuki Jimny. Kurz darauf ließ ich dann das Auto beschriften:

 

 

Diese Beschriftung sorgte von Anfang an für viel Fröhlichkeit bei anderen Verkehrsteilnehmern, wirft aber auch Fragen auf. Auch heute noch kommt es vor, dass mich auf Parkplätzen Menschen ansprechen und fragen, was denn bitte eine Katzenpsychologin ist. Ich freue mich dann immer, wenn ich Aufklärungsarbeit leisten kann.

 

Trotzdem dümpelte mein kleines Ein-Frau-Unternehmen auch die nächsten Jahre ruhig vor sich hin, und Ende 2014 hatte ich das Gefühl, dass etwas passieren musste. Es nervte mich, dass meine Ausgaben für Fortbildungen, Fachliteratur und Benzin meine Einnahmen immer mehr oder weniger komplett auffraßen und ich nach wie vor in meinem Bürojob feststeckte.

 

Ich traf eine Entscheidung, die alles verändern sollte: Ich suchte mir einen Coach. Sich coachen zu lassen, ist ja momentan extrem angesagt. Ich glaube zwar, dass tatsächlich fast jedem ein Coaching gut tun würde, ob geschäftlich oder auch privat, aber es kann eigentlich nur etwas bringen, wenn a) der Coach auch wirklich gut ist und b) man selbst auch wirklich bereit ist, an sich und seiner inneren Einstellung zu arbeiten.

 

Mein erstes professionell erstelltes Logo von Anna-Louise Zahl, Die Grafik Station

 

Mein erster Coach half mir, meinen Horizont zu erweitern und den Glauben an meine eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu entwickeln. 2015 machte ich dann ein Orientierungscoaching, das mich darin bestärkte, dass die Arbeit mit Tieren bzw. ihren Menschen und das Schreiben die beiden Dinge sind, für die ich sozusagen auf der Welt bin. Das klingt vielleicht etwas eigenartig. Aber ich liebe die Vorstellung, dass jedes Wesen auf der Welt ist, um eine bestimmte Aufgabe oder auch eine Mission zu erfüllen. Da die Möglichkeiten als moderner Mensch aber so unglaublich vielfältig ist, fällt es oft sehr schwer, den Sinn des eigenen Daseins zu erkennen, um diesen dann auch nachhaltig zu verfolgen.

 

2016 fand ich dann mit Coach Margit aus Amerika die Unterstützung, die ich brauchte, um richtig durchzustarten. Weil die Katzenpsychologie bei uns in Deutschland nach wie vor ein neues, wenig bekanntes Gebiet ist, schlug mir Coach Margit Katzensitting als zweites Standbein vor, weil ich so schnell wie möglich aus meinem Bürojob heraus wollte. Ich war extrem skeptisch und folgte diesem Vorschlag eigentlich nur, damit ich später würde sagen können: „Ich habe es versucht.“ Trotzdem hing ich mich voll rein mit dem Marketing, verteilte um die 1.000 Flyer an Tierärzte, Futterhäuser und meine Beratungskunden, schaltete Google-Anzeigen und warb auf Facebook.

 

Etwa ein halbes Jahr später war ich ausgebucht und stellte meine erste Minijobberin ein, weil ich alleine all die Sittings nicht mehr bewältigen konnte – vor allem nicht neben meinem Bürojob. Zum April 2017 konnte, oder besser musste ich dann tatsächlich meinen Job kündigen, weil ich zu dem Zeitpunkt teilweise über 70 Stunden pro Woche arbeitete, und das ohne freien Tag. Kurz darauf stellte ich zwei weitere Mitarbeiterinnen ein. Ich arbeitete extrem viel und verdiente viel mehr Geld als ich für möglich gehalten hätte.

 

Aber ein Problem entwickelte sich: Das Katzensitting nahm Überhand. Ich machte fast überhaupt keinen Urlaub mehr und war jeden Tag unterwegs. Für Beratungen fehlte oft die Zeit und die Energie. So wurde durch das Sitting der ursprüngliche Plan, als Katzenpsychologin durchzustarten, untergraben. Zum Jahreswechsel 2017/2018 hatte ich eine ziemliche Krise und kam an einen Punkt, wo ich wieder vor einer Entscheidung stand: Entweder die Sittings oder die Beratungen. Beides zusammen funktioniert für mich einfach nicht.

 

Ich habe mich für die Beratungen entschieden und mache seit November 2018 keine Katzensittings mehr.

 

Das jetzige Logo von der wunderbaren Clarissa Hagenmeyer

 

Apropos verlassen: Ziemlich zeitgleich mit der Entscheidung, mich in Zukunft wieder auf die Beratungen zu konzentrieren, fiel die Entscheidung bei mir und meinem Mann, noch einmal neu zu bauen. Voraussichtlich im Januar 2019 werden wir unsere Zelte hier in Hamburg abbrechen und nach Itzehoe im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein ziehen. Ich werde die gewonnene Zeit dann nutzen, um zu schreiben. Auf mein Buch Traumkatze gesucht sollen noch viele weitere Bücher folgen, die sich mit Katzenthemen beschäftigen. Die Vorarbeiten zu einem kleinen Ratgeber über ängstliche Katzen haben bereits angefangen. Und auch Felis felix‘ Blog hat eindeutig mehr Zuwendung verdient. Wegen der vielen Sittings in den Sommerferien ist dies der erste Beitrag seit über einem Monat – ein unhaltbarer Zustand…

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Lissy (Donnerstag, 06 Dezember 2018 06:44)

    Wunderbarer Blog;
    Die Frage ist oft Katzenpsychologe? So befremdlich ist es ja gar nicht, denn die Humanpsychologen haben heute Hochkonjunktur. Jeder zweite, dritte hat psychische Probleme oder burn out.
    Und auch dienPsyche eines Tieres wird in der heutigen Zeit sehr stark belastet.
    Und noch was wichtiges wo Tatjana Menning recht hat, Tiere haben eine Mission, sie sind unsere besten Lehrer.